Buchpremiere »Zwei Heimaten«
„Zwei Heimaten“ erzählt die Geschichten von 16 Frauen mit Migrationsbiografie und gibt Einblicke in Identität, Zugehörigkeit und gesellschaftliche Vielfalt in Deutschland.

Autorin Antje Zingel hat 16 Frauen begleitet, die offen über ihre Erfahrungen, Herausforderungen und Erfolge sprechen. Das Buch gibt den Leser*innen einen ehrlichen Einblick in den Alltag und die Gedankenwelt von Frauen, die zwischen verschiedenen Kulturen und Identitäten navigieren.
„Ich glaube, ich hätte in Syrien wie hier Heimweh. Wenn ich jetzt zurück nach Syrien ginge, dann müsste ich dort auch einen Integrationskurs absolvieren“, erzählt M. aus Syrien in ihrem Interview. Solche Perspektiven erweitern unser Verständnis von Migration und Zugehörigkeit in Deutschland – und machen sichtbar, wie vielfältig gesellschaftliche Realität ist.
Die Lesung selbst war mehr als eine Vorstellung des Buches: Sie bot Raum für Gespräche, Reflexion und Austausch über Themen wie Integration, Identität und Chancen. Die persönliche Nähe zu den Geschichten machte den Abend für alle Anwesenden besonders intensiv. Für alle, die nicht dabei sein konnten oder die Eindrücke noch einmal erleben möchten, haben wir einen After-Movie erstellt.
KaffeeundZigaretten auf Instagram: „Hier mal ein Buch, das ein bisschen unter dem Radar läuft, ich euch aber ans Herz legen will.
Es hat keine Allgemeingültigkeit und auch keinen wissenschaftlichen Anspruch. Vielmehr ist es ein Sprachrohr für Frauen mit Migrationsbiografie, denn ihre Geschichten sind erzählte Geschichte. In Interviews berichten diese von ihrem Leben, ihren Erfahrungen, Wünschen und Zielen. Es ist ein Plädoyer für einen Perspektivenwechsel.
Ich war bei einer Veranstaltung zum Buch und eine der Personen auf der Bühne beantwortete die Frage nach Heimat damit, dass Deutschland und Hamburg die gelebte Heimat sei. Afghanistan sei auch eine Art emotionale Heimat, obwohl sie dort noch nie war. Es bedeute Familie, Zuhause sein, sich wohl fühlen. Man müsse sich nicht entscheiden, was Heimat ist und ob es überhaupt so etwas wie eine Heimat gebe. Mal sei es Deutschland, mal Afghanistan, mal gar nichts. Das fand ich schön.
Berührt hat mich sehr die Geschichte von Laila, die eigentlich Frauenärztin werden wollte, sich aber dann doch dafür entschied Kinder zu bekommen. „Ich konnte hier nicht studieren, weil mein Mann es nicht erlaubt hat“. Irgendwann trennt sie sich, nimmt ihr Leben selbst in die Hand und geht nach Deutschland. Dort macht sie eine Ausbildung zur Hebamme und plant Pflegeschulen in Afghanistan zu gründen.
Wichtiger Punkt ist die außergewöhnliche Gestaltung des Buches: Es ist eine Weltkarte zu sehen, aber endlich mal keine eurozentristische, eine Linie zieht sich als roter Faden durchs Buch und der Text ist mal links mal Rechts neben der Linie. Die Texte werden mehrsprachig erzählt und auch das ist großartig abgebildet.
Viele Frauen bleiben anonym. Es werden Dinge ausgesprochen, die sonst vermeintlich nicht so einfach gesagt werden können. Eine vielfältige Sammlung an Perspektiven, die ich nicht alle teile, das aber auch überhaupt nicht kann und möchte.“
„Zwei Heimaten“ ist weit mehr als eine Sammlung von Lebensgeschichten: Es ist ein Zeichen gegen Unsichtbarkeit und für Vielfalt. Seit dem 8. März 2025 ist das Buch im Buchhandel erhältlich – eine Gelegenheit, diese Geschichten zu entdecken und weiterzutragen.

Emma Othmer
Marketing & Öffentlichkeitsarbeit